Dethleffs C’Joy 410QL im Test: Alternative zum Gebrauchtcaravan (2024)

Da hat sich Dethleffs ganz schön starke Konkurrenz ausgesucht: Denn mit dem C’Joy tritt die Marke nicht nur gegen die zugegebenermaßen übersichtliche Zahl schmaler, einfacher und damit leichter Neucaravans an, sondern auch gegen eine Armada bestens erhaltener Gebrauchter. Das haben nicht wir uns ausgedacht, sondern Dethleffs selbst. Schauen wir uns Preise und Wettbewerbsumfeld also mal an, bevor wir den C’Joy selbst in Augenschein nehmen.

Konkurrenz des Dethleffs C'Joy

Der 4,95 Meter lange und 2,12 Meter breite 410 QL kostet nackt, und das ist keine Übertreibung, 11.349 Euro. Aus Sicherheitsgründen, für die Tempo-100-Zulassung und ein Mindestmaß an Komfort unerlässlich ist das 599 Euro teure Dynamik-Paket (nur dann hat der Wagen Stoß- und Schlingerdämpfer, 44-Liter-Wassertank statt 12-Liter-Kanister, Stauraumklappe, Roll-Abwassertank und Ersatzradhalter). Auch das Touring-Paket mit Truma Therme, großer Dachhaube, Fliegengittertür und Heizungsgebläse für 999 Euro sollte man sich gönnen. Mit einigen weiteren Optionen klettern Preis und Leergewicht auf 14.253 Euro respektive 983 Kilogramm. Damit wäre das Revier abgesteckt. Messen lassen muss sich der C’Joy ergo mit seinem Zwillingsbruder Bürstner Premio Life 430 TS (ab 11.795 Euro) und dem Adria Aviva 442 PH mit Ikea-Kisten in den Stauräumen, der recht komplett ausstaffiert 13.199 Euro kostet. Dritter Konkurrent ist der Sterckeman Starlett 430 CP für 10.990 Euro. Wer 1.700 Euro drauflegt, was sinnvoll ist, bekommt ihn als „Comfort“ mit GfK- statt Alu-Seitenwänden, Stoß- und Anti-Schlinger-Dämpfer, Serviceklappe, Therme und edlerer Innenausstattung samt Leselampen.

Deutlich vielfältiger präsentiert sich die 13.000-Euro-Klasse auf dem Gebrauchtmarkt. Stichproben aus den großen Online-Marktplätzen zeigen, dass man für dieses Geld auch fünf Jahre junge, gut ausgestattete Mittelklasse- Caravans – teils sogar mit Garantie und Vorzelt – bekommt. Stöbern Sie einfach mal selbst.

Was also bringt der C’Joy mit, um von sich zu überzeugen? Ganz platt: Er ist mit allem eingerichtet, was man für das Urlaubsleben zu zweit braucht, verfügt über fünf Jahre Dichtheitsgarantie und ist – nun ja – noch unbewohnt. Und natürlich spricht er durch sein Gewicht und die überschaubaren Maßen Menschen an, die keinen großen teuren Zugwagen haben oder haben wollen.

Allerdings sind die Gewichts- und Kostensparmaßnahmen vor allem innen deutlich zu sehen und spüren. Der rechte Winkel führt ein strenges Regiment, dem sich (fast) alles unterordnet: Die planen, breiten Schrankklappen sitzen vor quaderförmigen geräumigen Schrankkorpuss*n, links und rechts über Sitzgruppe und Bett müssen Kunststoffablagen genügen, die während der Fahrt nicht nutzbar sind. Durch die einfache Konstruktion sind Möbelverbinder und mit runden Dekorklebern abgedeckte Schrauben allgegenwärtig, unter dem Küchenoberschrank verlaufen die Kabel zu den LED-Spots in einem sichtbaren Kabelkanal. Und im Bad verzichtet Dethleffs komplett auf Klappen und Türen – eine Ablage unter dem Waschbecken und zwei an der Badwand müssen genügen. Shampooflaschen & Co. sollten für die Urlaubsfahrt also separat verpackt und gesichert werden.

Aber hat die simple Form auch Einfluss auf die Verarbeitungs- und Materialgüte?
Ja und nein. Positiv zu bewerten sind die je zwei robusten Metallscharniere pro Oberschrankklappe, die, allerdings nicht auf voller Breite, in Kunststoffprofilen verschraubt sind. Auch die Besteckschublade ist stabil, von einem Pushlock gesichert und selbsteinziehend. Zudem setzt Dethleffs auf Stiftschnäpper an den Klappen. Das sollte mit Ausnahme des üblicherweise schwer beladenen Küchenoberschrankes auch gut geschlossen halten. Kritik gibt es für die leicht verzogene Oberschrankklappe der Küche, die Passform der Möbelteile unter dem Waschtisch und die viel zu laschen Vorhangklammern.

Robuster Einsteiger-Caravan von Dethleffs

Insgesamt aber wirkt der C’Joy robust genug für viele Urlaubstouren. Und auch der konventionell aus Alu, Styropor und Sperrholz bestehende Aufbau inklusive des GfK-Dachs erweckt nicht den Anschein, aus Kostengründen nachlässiger gebaut worden zu sein. Der gut zugängliche Deichselkasten hat sogar einen robusten Metallboden, auch der Deckel macht einen soliden Eindruck. Einzig der einteilige Heckleuchtenträger verursacht schon im Falle eines kleinen Schadens hohe Kosten, weil er komplett getauscht werden muss.

Durch die geringe Breite ist der C’Joy 410 QL freilich kein Raumwunder: Das Bad ragt weit in Richtung Küchenblock. Dieser Umstand erschwert vor allem den Ein- und Ausstieg aus dem mit 85 Zentimeter sehr hohen Doppelbett. Trotz einfacher Schaumstoffmatratze und simplem Lattenrost ist der Liegekomfort okay, allerdings werden die Rollos der Seitenfenster von Kissen und Bettdecke malträtiert. Unter dem Bett tut sich ein riesiger Laderaum auf. Im Bereich der Serviceklappe schützt ein Blechtunnel Warmluftleitung und Kabel, im restlichen Stauraum sind sie ungeschützt. Der Aufsteller für den nur hälftig aufklappenden Bettrost, eine Latte an einem Scharnier, ist nicht mehr als eine Baumarktlösung, funktioniert aber.

Mehr Platz im 410 QL als im Modell 390 QSH

Die Zeit vor dem Schlafengehen kann man entspannt in der Sitzgruppe zubringen. Im 410 QL bietet sie zwei Personen reichlich Platz – viel mehr als im Heckküchenmodell 390 QSH. Auch der Sitzkomfort kann sich sehen lassen. Lästig sind drei andere Dinge: Erstens rutschen die Polster haltlos auf den Sitztruhen, zweitens bewegt sich der große Tisch beim Dranstoßen, weil er sich an eine sehr lange Wandschiene klammert. Und drittens fehlen Lesespots. Der einzig mögliche Montageort für einen Fernseher ist übrigens die Flanke des großen und sogar beleuchteten Kleiderschranks und damit zu nah an der Sitzgelegenheit. Dafür sind die Sitztruhen von solider Machart und ihre Deckel heckseitig angeschlagen. Es genügt also, die Rückenpolster zu entfernen, um schnell an den Stauraum (rechts) sowie Tank und Therme (links) zu gelangen. Die Innenbreite von 2,01 Meter führt dazu, dass für den Bettenbau ein Zusatzpolster benötigt wird – die vier Sitzpolster sind zusammen zu breit. Doch dafür steigert der flache Zusatzquader den Liegekomfort, wenn er am Kopfende eingesetzt wird.

Die ordentlich beleuchtete Küche genügt allen Ansprüchen, die man angesichts der Wagengröße haben kann. Der breite Ober- und der tiefe Unterschrank stellen ausreichend Stauraum zur Verfügung, sodass der kompakte, auch ans 12-Volt-Netz angeschlossene Absorberkühlschrank im Korpus nicht als Platzkiller empfunden wird. Dass der Dreiflammherd keine Zündhilfe hat, sei in dieser Fahrzeugklasse verziehen.

Das Bad des C’Joy ist neben den erwähnten Ablagen und Regalen mit einer drehbaren Toilette und einem Metallwaschbecken ausgestattet. Ein einzelner Deckenspot und ein schmaler Spiegel sollen genügen – tun es aber nicht wirklich. Denn eine Gesichtshälfte bleibt beim Blick in den Spiegel immer im Schatten. Mit zwei Handtuchhaken ist die Aufzählung der Ausstattung erschöpft. Die Bewegungsfreiheit auf und vor der Toilette, also im gesamten Bad, ist erstaunlich groß. Weil Dethleffs, anders als Bürstner für den Premio Life, keine Dusche für den C’Joy offeriert, spielt auch die lückenhafte Abdichtung von Waschtisch und Duschwanne keine so große Rolle.

Das fiel uns auf

Die Scharniere mit integrierten Aufstellern sind an stabilen Kunststoffprofilen verschraubt.
Stiftschnäpper halten die Oberschrankklappen geschlossen. An der Küche sind es zwei.
Unter der Serviceklappe zum großen Stauraum schützt ein Tunnel Warmluft- und Stromleitungen.
Der Toilettenschacht ist trotz Gleitplatte im vorderen Bereich nicht zum Innenraum abgedichtet.
Das einfache Mobiliar macht sich hier und da durch Ungenauigkeiten bemerkbar – hier am Waschtisch.
Der Aufsteller für den nur hälftig aufklappenden Lattenrost ist schon sehr simpel.

Dethleffs C’Joy 410QL

  • Schlafplätze: 2+2
  • Zul. Gesamtgewicht: 1.100 kg
  • Aufbaulänge/Breite/Höhe: 4,95/2,12/2,62 m
  • Grundpreis ab 11.349 Euro
  • Testwagenpreis: 14.329 Euro

TÜV/Zulassungsbescheinigung II: 165 Euro
✘ Auflastung auf 1350 kg (4 kg) ✔: 439 Euro
✘ Dynamik-Paket m. Schlinger- und Radstoßdämpfer, Wassertank, rollbarem Abwassertank, Reserveradhalterung, Stauraumklappe (50 kg): 599 Euro
✘ Touring-Paket m. Therme, Midi-Heki-Dachhaube, Fliegengittertür, 230-Volt-Warmluftanlage (21 kg) ✔: 999 Euro
Autark-Ausstattung m. Batterie 95 Ah, Ladegerät, 12-V-Hauptschalter (30 kg): 699 Euro
✘ Bugfenster (4 kg) ✔: 439 Euro
✘ Fenster Toilettenraum (3 kg) ✔: 339 Euro
Reserverad (16 kg): 199 Euro
TV-Vorbereitung (2 kg): 239 Euro

✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert

Den vollständigen Test mit allen Daten finden Sie auch als pdf-Datei zum Download.

Fazit

Gar nicht so leicht

Mit unverzichtbaren Ausstattungspaketen kostet der C’Joy 410 QL 13.112 Euro: Viel Geld für einen Caravan, dem der Verzicht ins Interieur geschrieben ist. Drum glaube ich nicht, dass er eine Alternative zu vollwertigen Gebrauchtcaravans ist. Seine Stärke liegt vielmehr im geringen Gewicht. Selbst ohne Auflastung bleibt genug Zuladung – und damit die Option, ihn mit kleinen, günstigen Zugwagen und ohne B96-Führerschein zu ziehen. Wer darauf angewiesen ist, arrangiert sich leichter mit dem Gebotenen.

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