Dethleffs C’Joy 460 LE (2023) im Test: Spart der Günstigcaravan am falschen Ende? (2024)

Als der Dethleffs C’Joy 460 LE, das zweitgünstigste Modell aus der Einsteigerbaureihe des Herstellers, bei CARAVANING eintrudelte, drängte sich die Frage nach der richtigen Methode auf: Wie beurteilt man einen Caravan, der so simpel und rudimentär ist? Tun wir es wie ein Restaurantkritiker und schauen erst mal auf die Karte: Bei einem Grundpreis von 18.399 Euro – der mittlerweile als niedrig angesehen werden muss – darf man kein besonders raffiniertes Menü erwarten. Schnitzel statt Molekularküche, Bodenständigkeit statt Experiment.

Die gelungene Zubereitung und die ein oder andere – am liebsten natürlich positive – Überraschung darf man aber trotzdem verlangen. Und Letztere kann der C’Joy auch bieten: Seit dieser Saison ist das Arrangement deutlich appetitlicher, weil farbiger angerichtet. Auf der anderen Seite: Für das Geld gibt es noch immer nur das Hauptgericht, beinahe alle Sättigungsbeilagen kosten extra: Ohne Touring- und Dynamik-Paket für 699 respektive 1.399 Euro fehlen die grundlegendsten Sicherheits- und Komfortzutaten wie Radstoßdämpfer, Anti-Schlinger-Kupplung, Frischwassertank, Serviceklappe, Heizungsgebläse und Therme. Im Testwagen liegt das alles mit auf dem Teller.

Aufbau & Isolierung

Dethleffs C’Joy 460 LE (2023) im Test: Spart der Günstigcaravan am falschen Ende? (1)

Andreas Becker

Trotz konservativem Aufbau braucht sich der C’Joy optisch nicht zu verste- cken. Das Design ist minimalistisch, aber stimmig. Alufelgen kosten extra.

Schauen wir uns aber erst mal das Grundrezept dieses Wohnwagens an. Das Fahrgestell des 6,75 Meter langen Einachsers kommt jetzt von Knott statt von Alko, darauf thront wie seither ein konventioneller, recht dünnwandiger Aufbau mit EPS-Isolierung – Preis und Gewicht sind in dieser Klasse wichtiger als Winterfestigkeit.

Statt auf den serienmäßigen Stahlfelgen rollt der Testwagen auf 14-Zoll-Leichtmetallfelgen, die 549 Euro kosten und mit tragfähigen, jungen Markenreifen bestückt sind. Wer mag, kann für 949 Euro sogar auf 17 Zoll erhöhen; ein ziemlich unnützes Extra, weil teuer und letztlich sogar zehn Kilogramm schwerer als Stahlfelgen. Ganz zu schweigen von den Reifenpreisen, die bei einer 100er-Zulassung alle sechs Jahre fällig sind.

Angeboten wird der C’Joy nur mit weißer Strukturblech-Haut. Dach, Bug und Heck sind aus schlagzähem, vulgo hagelresistentem glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). Die Heckpartie wird von einem einfachen einteiligen Leuchtenträger abgeschlossen. Im Falle eines Schadens muss er komplett getauscht werden. Aufbautür, Toilettenklappe und die (aufpreispflichtige) Serviceklappe sind gut eingepasst, abgedichtet und lassen sich leicht öffnen und schließen.

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Der Gaskasten beherbergt zwei 11-kg-Flaschen, den rollenden Abwassertank, die Kabeltrommel und das optionale Reserverad (rechts).

Die Kunststoffelemente an Bug und Heck sind sauber entgrateter Spritzguss ohne Einschüsse, die Klappe des Gaskastens ist oben angeschlagen und wird von zwei Gasdruckfedern sicher gehalten. Das offene Schloss ist leichtgängig, gleich drei Haltezungen (in der Günstigklasse ist eine Mehrpunktverriegelung nicht selbstverständlich) halten Gasflaschendiebe fern.

Ein Manko in der Verarbeitung stellt die herausgequollene Dichtmasse an den Ecken der Seitenwände dar. Klar: Wo Dichtmasse herausguckt, ist auch welche drin, außerdem dehnt sich der Kleber erst beim Erhärten aus. Aber: Wäre es wirklich ein zu großer Aufwand, jemanden zu beschäftigen, der die Reste wegschneidet?

Wohnen

Doch genug der Äußerlichkeiten, es soll jetzt ans Eingemachte gehen: ab durch die simple, wie in vergangenen Tagen zweigeteilte Tür, ab in die Gegensitzgruppe im Bug. Die Dinette ist einfach gehalten, zwei gut gepolsterte Sitzbänke umrahmen den 92 x 61 Zentimeter großen Tisch. Der lässt sich an seiner Schiene verschieben, so wird der Einstieg in die Dinette erleichtert.

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Die Dinette ist schlicht, aber einladend. Die Polster sind dick genug, der verschiebbare Tisch erleichtert den Einstieg. Ideal für zwei, ausreichend für vier.

Wird die Sitzgruppe zum Bett umgebaut, kommt ein flaches Zwischenpolster zum Einsatz, das dem 460 LE beiliegt und für annehmbaren Liegekomfort auf dem stabilen Extrabett sorgt. Über dem Fenster und über den Sitzbänken finden sich statt Dachstauschränken offene Regale. Diese Sparmaßnahme ist beim Stehen auf dem Campingplatz ästhetisch und praktisch genug, beim Fahren kann dort aber nichts gelagert werden.

Mittig über der Sitzgruppe ist eine Deckenleuchte angebracht, der Schalter dafür (sowie für die Vorzeltleuchte) ist an der Seite des Küchenunterbaus. Kein Bedienpanel, kein Touch, nur gute alte Schalter. Für insgesamt drei Leuchten im Fahrzeug braucht es auch nicht mehr.

Dass drei Lampen nicht üppig sind, dürfte kaum überraschen. Abends wird es in der Dinette doch schummeriger, als es einem lieb wäre. Ein weiterer Kritikpunkt sind die Sitzpolster, die zwar bequem sind, aber vorn zu weit über die Sitztruhen ragen. Dadurch drücken die Oberschenkel die Polster nach unten. Irgendwann rutschen sie dann fast von ihrer Unterlage.

Küche & Bad

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Das Bad hat eine angenehme Atmosphäre, obschon es mehr Licht gebrauchen könnte.

Die Rückenlehnen sind außerordentlich komfortabel, wobei das natürlich eine sehr subjektive Angelegenheit ist. Objektiv gut hingegen ist die Platzierung der Truma S 3004, sie sitzt direkt neben der linken Sitzbank, unter dem Kleiderschrank. So strömt die warme Luft schnell zu den Füßen.

Links des Kleiderschranks steht die Nasszelle mit Waschbecken, Thetford-Banktoilette und optionaler Duscharmatur (299 Euro). Letztere ist eine Investition, die man sich allein aufgrund der Badgröße verkneifen kann. Auch wenn die Therme, die im linken Bettkasten wohnt, dort aber gut versteckt ist und wenig Stauraum kostet, für fünf Liter warmes Wasser sorgt.

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Arbeitsfläche ist rar in der Kombüse. Noch schlimmer fehlt ein Riegel am Oberschrank.

Die Küchenzeile gehört mit 110 mal 60 Zentimetern zu den kompakteren. Ein kleines Spülbecken und ein Dreiflammkocher ohne Zündhilfe (für über 20.000 Euro muss man den Herd also mit Streichholz oder Feuerzeug anzünden) stehen zur Verfügung. Weil die Längsbetten Platz kosten, wird der Dometic-Kühlschrank mit 83 Liter Volumen im Unterbau platziert, wo er freilich Stauraum kostet. Daneben bleibt Platz für eine Schublade mit Selbsteinzug und ein Regalfach – im Boden des Oberschrankes ist eine LED-Leuchte eingebaut, sie wird von einer einzigen Steckdose flankiert.

Apropos Steckdosen: Die sind rar gesät im C’Joy 460 LE: Die restlichen zwei findet man an den Fußenden der Einzelbetten. Größter Kritikpunkt an der Küche ist aber nicht der fehlende Zünder am Herd, sondern dass die Klappe des Küchenoberschrankes keine funktionierende mechanische Sicherung hat.

Schlafen

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Die Einzelbetten mit Lattenrost und 7-Zonen-Kaltschaummatratze lassen sich mit dem optionalen Rollo zu einem Doppelbett verbinden. Das Zwischenstück dient normalerweise als Rückenlehne des rechten Bettes.

Die 84 Zentimeter breiten und 195 respektive 200 Zentimeter langen Betten sind mit flexibel gelagertem Lattenrost und 14 Zentimeter dicken Matratzen bestückt. Bei unserem Testwagen waren die Latten sogar zu flexibel gelagert, weshalb das linke Bett seine Funktion nicht im Geringsten erfüllte. Einfach gesagt: Die Latten waren zu kurz und rutschten aus ihren Laschen und ich bin in der Nacht beinahe in den Bettkasten gepurzelt. Das rechte Bett war ohne Einschränkungen nutzbar.

Unter den Betten sind jeweils 840 Liter Stauraum, von außen zugänglich werden die Bettkästen allerdings nur durch die Zahlung von 349 Euro pro Serviceklappe. Über dem linken Bett hängen Oberschränke, über dem rechten wieder nur eine offene Ablage, ideal für Brillen, Uhren oder Smartphones. Das Ausziehrollo in der Mitte, das aus den Einzelbetten ein Doppelbett macht, ist aufpreispflichtig (449 Euro). Das Zusatzpolster wird hinter die rechte Matratze geklemmt. Wunder darf man eben nicht erwarten.

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Die Stauraumklappe ist Teil des Dynamik-Pakets.

Womit der C’Joy 460 LE punkten kann, ist die gelungene Verarbeitung im Innenraum. Die Spaltmaße sind gleichmäßig, die Schrauben gut abgedeckt, Möbelverbinder kaum sichtbar. Grundsolide Hausmannskost.

Preise

Grundpreis: 18.399 Euro

  • TÜV/Zulassungsbescheinigung II: 189 Euro

Testwagenpreis: 22.162 Euro

  • ✘ Auflastung auf 1.360 kg zul. Gesamtmasse: ✔ 179 Euro
  • ✘ Touring-Paket (Schlingerdämpfer, Stoßdämpfer, 44-Liter-Frischwassertank, Stauraumklappe etc.): ✔ 699 Euro
  • ✘ Dynamik-Paket (Warmwasserversorgung, Warmluftanlage, Pano-Dachhaube, Fliegengitter): ✔ 1.399 Euro
  • ETS-Plus-Stabilisierungssystem: ✔ 949 Euro
  • ✘ Umbaumöglichkeit zum Doppelbett: ✔ 449 Euro
  • ✘ Duschausstattung: 299 Euro
  • ✘ Leichtmetallfelgen 14" 549 Euro

✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert

Daten und Messwerte

  • Aufbau: Sandwichbauweise mit EPS-Schaumisolierung. Dach GFK (28 mm), Seitenwände Alu-Strukturblech (28 mm), Bug/Heck GfK. Boden Sandwich (38 mm). Deichselkasten aus GFK, Deckel mit Gasdruckfedern. Zweiteilige Aufbautür 165 x 50 cm, Einstiegshöhe 57 cm. Serviceklappe optional (aufpreispflichtig) 100 x 42 cm.
  • Anbauteile: Einteiliger Heckleuchtenträger. Bugelemente aus Glasfaserkunststoff, aufgesetzte Rangiergriffe.
  • Fenster/Hauben: Sechs Ausstellfenster mit Rastaufstellern, Vorhängen und Rastrollo-Verdunkelung. Dachhaube über Dinette.
  • Möbel: Material/Beschläge: Sperrholzmöbel mit Metallscharnieren, integrierten Federaufstellern und Kunststoff-Hakenschnäppern an Oberschränken. Küchenschublade mit Selbsteinzug. Pushlocks in der Küche und am Kleiderschrank, Drehstangenschloss an der Tür der Nasszelle.

Bordtechnik

  • Gas/Heizung: Gasheizung Truma S 3004, 230-Volt-Gebläse, drei Ausströmer (1 x Sitzgruppe, 1 x Eingang, 1 x am Bett). Wasseranlage: 45-Liter-Frischwassertank, Tauchpumpe, Truma Therme mit 12 Litern. Elektrik: Umformer Dometic SMP301-01. Zwei 230-Volt-Steckdosen.
  • Beleuchtung: Zwei Deckenleuchten, Küchenarbeitslicht, eine Deckenleuchte im Bad. LED-Vorzeltleuchte mittig.
  • Küchenausstattung: Dreiflammkocher ohne Zündhilfe, Edelstahlspüle mit abgesetztem Hebelmischer, Glasabdeckung. Kühlschrank Dometic RCS10.5S mit 83 Liter Nutzinhalt und 8,2 Liter Gefrierfach.
  • Sanitär: Thetford-Banktoilette. Ovalwaschbecken mit Hebelmischer. Dusche.

Das fiel uns auf

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Sorgfältig aufgeklebte Kleber, abgedeckte Möbelverbindungen, sauber geführte Leitungen.
Simple Bedienung der Lichter. Dethleffs hat auf ein modernes Bedienpanel verzichtet. Reicht so.

Die Sitzpolster der Dinette sind dick und bequem, aber vorne zu lang. Dadurch verrutschen sie.

Das linke Bett war unbrauchbar. Die zu kurzen Latten rutschten leicht aus den Haltetaschen.
Die Zuhaltekraft der Klappen lässt deutlich zu wünschen übrig. Bitte nicht hier sparen.
Wenn Dichtmasse herauskommt, ist Dichtmasse drin? Bitte die Reste ordentlich entfernen.

Dethleffs C’Joy 460 LE

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CARAVANING

Grundriss Dethleffs C’Joy 460 LE.

  • Grundpreis: ab 18.399 Euro
  • Gesamtlänge/Breite/Höhe: 6,75/2,12/2,65 m
  • Zul. Gesamtgewicht: 1,2–1,3 t
  • Schlafplätze: 2+1

Wertung

maximal 5 Punkte möglich

  • Wohnen: 3,3 Punkte
  • Beladen: 4,0 Punkte
  • Technik: 3,8 Punkte
  • Fahren: 4,0 Punkte
  • Preise und Service: 3,4 Punkte

Fazit

Die gute Verarbeitung ist der große Pluspunkt des C’Joy 460 LE. Auch der Grundriss gibt keinen Grund zur Klage. Einziger echter Fehler, aber vermutlich ein Einzelfall, ist der defekte Lattenrost. Ärgerlicher als das ist, womit man sich bei einem Preis von über 20.000 Euro (zwei Pakete sind quasi Pflicht) arrangieren muss: ein Herd ohne Zünder, ein Küchenschrank ohne Verriegelung und eine Lichtanlage mit drei Leuchten. Freilich genügt das zum Campen. Ich finde aber, dass so Grundlegendes keine Frage des Geldes sein darf.

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Tibor Kovacs-Vass

Redakteur

Unterwegs sein, auf zwei, vier oder mehr Rädern. Wahlweise mit Motor, aber auch gerne mal ohne. Zielgerichtet oder einfach drauflos, das ist (fast) immer egal. Hauptsache Tibor kann zwischendrin ein paar Buchstaben tippen, fürs Heft oder fürs Internet. Journalismus und die Leidenschaft für Fahrzeuge sind Beruf und Hobby gleichzeitig.

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